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Bachmann's Sekretärin

  • Von: Lucia Zettler
  • Studiengang: Kommunikationsdesign

Beschreibung

Aber es ist schon so tiefe Nacht, und es kommen mir immer weniger Worte, nur die Schreibmaschine bietet noch ihre Buchstaben an.

Angestiftet von einer Geschichte über Ingeborg Bachmanns nächtliches Tippen, habe ich mir die Frage gestellt, wie wohl die Beziehung der Dichterin zu ihrer Schreibmaschine gewesen sein mag.

In Briefen an andere Schreibende, vor allem Paul Celan, Max Frisch und Hans Werner Henze, taucht Bachmanns Sekretärin immer wieder auf: als Mitdenkerin, als Arbeitstier, als Korrektiv. Die nie ermüdende Maschine treibt Bachmann an den Schreibtisch, schweigt, sobald das Farbband aufgibt und an einsamen Tagen spendet sie der Schriftstellerin Trost. Vor allem aber dient das wiederholte Abtippen von Texten der Dichterin anscheinend als Strategie, ihre Gedanken in Zeilen anzuordnen. Die Sekretärin ermöglicht es, den Texten eine Form zu geben. Ihre Bedeutung zeigt sich vor allem während Bachmanns Schaffenskrisen; diese gehen mit Misstrauen gegenüber der Buchstaben verschluckenden Schreibmaschine einher, deren Treiben sich Bachmann hoffnungslos ausgeliefert fühlt.

Während der Beschäftigung mit Bachmanns Sekretärin habe ich intuitiv ein Gedicht für die Dichterin verfasst, das die Schreibmaschine in ein umfassendes Verständnis vom Schreiben als Arbeit einbettet. Den Text zeige ich in unterschiedlichen Formen; vom Entwurf bis zur letzten, verbildlichten Version. Ich wünschte, Inge könnte es lesen.